Sabotage

Eine fiktive Geschichte über aktuelle Technologie-Themen mit echten Vorbildern.

Von Alex Ruby [~ 10-15 min]

Julia_SanderJulia starrte machtlos auf ihr Handy. Wütend schüttelte sie den Kopf und ihr blonder Pferdeschwanz wippte heftig. Sie musste Stuart erreichen, so schnell wie möglich. Sie berichtete über die Entwicklung seiner Firma seit deren Gründung. Er hatte heute Abend den wichtigsten Termin aller Zeiten. Davon hing alles ab, hatte er noch vor gut einer Stunde zu ihr gesagt.

Wenn sie sich eben nicht verhört hatte und die flüsternde Stimme denselben Stuart gemeint hatte, dann durfte sie keine Sekunde länger warten. Doch er ging nicht ans Telefon. Sein Stand lag drei Hallen entfernt am anderen Ende der Messe und ihr nächster Pressetermin war in weniger als fünf Minuten. Julia tippte zum dritten Mal auf die Nummer in ihrem Telefon. Wieder nur die Mailbox.

Sabotage1Ihr Blick wanderte ungeduldig zu dem klavierlackfarbigen aber namenlosen Messestand zwei Gänge schräg gegenüber. Der Einladungskarte und dem Messeauftritt nach zu urteilen war es keine Firma, die gerne etwas dem Zufall überließ oder Unpünktlichkeit mit einem freundlichen Lächeln akzeptierte. Hinter dem schlichten Empfangstresen befand sich ein abgeschlossener Raum, der was auch immer sich in ihm verbarg, vor allzu neugierigen Blicken schützte. Sie kam ungern zu spät.

Mit pochendem Herzen wählte Julia eine andere Nummer und beobachtete, wie ein elegant gekleideter junger Mann ihren Anruf entgegennahm. Wenig später erreichte sie abgehetzt den Messestand von Stuarts Firma. Er kam gerade darauf zu. „Wieso gehst du nicht ans Telefon?“, zog sie ihn sofort in die Ecke hinter einen ausgestellten Greifarm. „Jemand hat dein System sabotiert“, flüsterte sie beunruhigt.

„Das kann nicht sein“, wehrte er ab. „Wir haben alles abgesichert, die Verbindung ist verschlüsselt. Wie sollte jemand davon erfahren haben?“
„Es ging um eine brandneue Entwicklung: Robotik mit Big Data. Das ist kein Zufall!“ Sie schilderte ihm bis ins Detail, was eine Unbekannte in der Toilette neben ihr geflüstert hatte. Die Rede war eindeutig von einem besonders leistungsfähigen Schaltkreis mit spezieller Software gewesen, um große Datenmengen parallel verarbeiten zu können und den Prozess durch die intelligente Verteilung der Daten auf die einzelnen Logikbausteine des FPGAs gezielt zu beschleunigen. Genau wie Stuart es heute Morgen bei ihrem Interview erklärt hatte: Auswertung in Echtzeit – die Killerapplikation für Robotik-Anwendungen. Besonders wenn Menschen und Roboter Hand in Hand arbeiten sollten, war dies existenziell, um den Bewegungsablauf zu koordinieren. Als dann sogar ein eigens entwickelter elektrooptischer Modulator erwähnt worden war, der an das System gekoppelt wurde, um die verarbeiteten Signale noch schneller transportieren zu können, war ihr richtig mulmig geworden.

„Das ist ja nicht zu fassen.“ Stuart verschlug es fast die Sprache. „Dabei haben wir uns solche Mühe gegeben, das Projekt geheim zu halten.“ Frustriert hakte er nach, ob sie auch ganz sicher war, dass von Ioneninjektion und nicht Ionenimplantation gesprochen worden war.

Sabotage2Sie war sich ziemlich sicher. Es tat ihr im Herzen weh. Die Rede war sogar von Frequenzen um die hundert Gigahertz gewesen. Die wurden nur erreicht, wenn die optischen Verluste innerhalb der Elektroden minimiert wurden, was bedingte, dass die Ladungen mit möglichst niedrigem Widerstand und doch stabil in das Substrat des Halbleiters eingebracht wurden. Das wiederum sprach für Ioneninjektion, ließ sich Julia von ihm bestätigen. Es schien keinen Zweifel zu geben. Alles deutete auf Stuarts Entwicklung hin. Das Schlimmste war jedoch nicht, dass jemand sein geheim geglaubtes Projekt ausspioniert hatte.

So wie Julia es verstanden hatte, war sein Pilotaufbau manipuliert worden. Die Präsentation, der sogenannte „Proof of concept“ für seinen Kunden, würde eine Katastrophe werden und der so bitter benötigte Auftrag sich in Luft auflösen. Stuart hatte den Pilotaufbau nicht mit auf die Messe mitgenommen, sondern ein Webinterface in der Cloud entwickelt, mit dem er das System von jedem beliebigen Ort aus fernsteuern konnte.

Er nannte es „The Bench“. Jeder Vorgang wurde von einer dort installierten Videokamera aufgezeichnet. So konnte sein Kollege während der Entwicklung stets nachvollziehen, was er ausprobiert hatte. Stuart setzte sich niedergeschlagen auf einen der beiden Stühle. Die verzweifelte Frage, was er jetzt noch tun konnte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Noch ist nichts verloren!“, munterte sie ihn auf.

AnetteSo sehr es Stuart auch beschäftigte, wie jemand von seiner Entwicklung erfahren hatte, war dies dennoch zweitrangig. Jetzt musste er schnellstens herausfinden, was genau an seinem Versuchsaufbau verfälscht worden war. War Hardware getauscht oder eine andere Software aufgespielt worden? Stuart musste den Fehler beheben. Am besten sogar das gesamte System an einen sicheren Ort bringen, an dem es niemand mehr manipulieren konnte.

Dafür hatte er noch genau fünf Stunden. Sonst war seine Firma dem Untergang geweiht. Er brauchte diesen Auftrag mehr als alles andere. Julia dachte fieberhaft nach. Sie wollte ihm helfen. Aber ihr blieben nur noch fünfzehn Minuten. Ein zweites Mal konnte und wollte sie das Interview mit der anderen Firma nicht verschieben. Zu sehr reizte sie die geheimnisvolle Einladung.

Die rettende Idee kam ihr, als in letzter Sekunde Anette anrief…

Lesen Sie hier die ganze Geschichte

Aus der Capscovil Küche für

Das Fachmagazin für Konstruktion und Entwicklung

Verfeinert von

Graphic Recording - Visualisierung
Gewürzt mit
Accelerating The Adoption of Complex Products
Kundenbindung durch EDI – elektronisch, papierlos und einfach
Unterstützt von
Inspire - Connect - Educate
Responsible Entrepreneurship

Sie haben einen Anwendungsfall, der seine eigene Geschichte verdient? Für den Sie neue Kunden gewinnen möchten? Dann freuen wir uns auf Ihre Anfrage.

2022-06-13T16:49:19+01:00

Nach oben