Er ist der erste Mensch, der in einem nur von Sonnenenergie angetriebenen Fahrzeug ein Mal um die Welt gefahren ist. Die Vereinten Nationen (UNEP) haben ihn für seine Inspiration und Taten als „Champion der Erde“ ausgezeichnet.
Das Ziel von Louis Palmer ist es, die Vertreter konventionell angetriebener Fahrzeuge aufzurütteln und gemeinsam mit Enthusiasten den Weg hin zu abgasfreier, nachhaltiger Mobilität zu fördern.
Doch was würde er tun, wenn er wüsste, dass eine skrupellose Organisation, die eben genau diese konventionelle Fraktion vertritt, einen seiner Teilnehmer im Visier hat…?
Nachdem Louis Palmer im Solartaxi um die ganze Welt gefahren war, startete er im August 2010 mit vier weiteren Teams zur nächsten emissionsfreien Weltumrundung. Im Februar 2011 beendete er nach 80 Tagen den vollständig mit elektrischer Energie gefahrenen Zero Race in Genf in der Schweiz.
Als nächstes startete Louis Palmer in 2011 die WAVE Trophy, um saubere und nachhaltige Mobilität in Europa zu fördern. Die Trophy ist die weltweit größte Rally mit Elektrofahrzeugen und dauert bis zur Zieleinfahrt in der Schweiz etwa 10 Tage. Dreimal wurden bereits Weltrekorde gesetzt. Der erste wurde 2013 in der Innenstadt von Zürich erreicht, von einigen Zeitungen auch als „größter Elektroauto-Stau“ betitelt, und der zweite im nächsten Jahr am Mercedes Benz Museum in Stuttgart aufgestellt. 2015 erzielten die WAVE Teilnehmer mit Hunderten weiterer Elektroauto-Begeisterten den dritten Rekord vor Beginn des weltweit ersten Formula-E Elektroauto-Rennens in Berlin Tempelhof.
Die dritte World Advanced Vehicle Expedition, deren Ereignisse den Grundstein für den Roman legten, fand vom 28. Juni bis 7. Juli 2013 in Europa statt.
Das internationale Teilnehmerfeld vereinte Pioniere und Weltreisende, denen man für ihr Engagement sofort Respekt zollt, mit Herzblut-Enthusiasten, die in einschlägigen Communities fast schon Heldenstatus besitzen. Nicht wenige gingen bereits zum wiederholten Male auf diese gemeinsame Mission: Begeisterung für saubere Stromer zu wecken und damit den bitter nötigen Schutz unserer Umwelt voranzutreiben. Ein Besuch des Pasterzen-Gletschers am Großglockner machte die Entwicklung der letzten Jahre mehr als deutlich.
Während der Expedition demonstrierten die spritzigen Rivalen aus Kalifornien ihre technische Überlegenheit gegenüber der aktuellen Automobilbranchen-Riege; erfolgreich herausfordern konnte sie dabei ein Gewinner der diesjährigen Rallye Monte-Carlo des Energies Nouvelles. Viele professionelle Umbauten, die das Detailwissen der Fahrer eindrucksvoll wiederspiegeln, ergänzten zusammen mit Motorrädern und ungewöhnlichen Fahrzeugen das muntere und stets kameradschaftliche Treiben.
Die Route führte die rein batteriebetriebenen Fahrzeugen – Hybride mussten den Tank versiegeln –quer über die Alpen von Wien nach Zürich. Nach dem pünktlichen Start in Eichgraben ging es bei strahlendem Sonnenschein über Wien und Baden, nach der Präsentation der Fahrzeuge im ehrwürdigen Kurpark neben dem Casino, weiter zum stattlichen Schlossplatz von Eisenstadt. Die nächste Tagesetappe wurde in mehrerlei Hinsicht sportlich: Nach nächtlichen Ladehemmungen vereinzelter Fahrzeuge wechselte sich fahrerisches Können auf der Teststrecke von Gleisdorf mit der Erprobung der maximalen Personen-Zuladung anlässlich hellauf-begeisterter Jugendlicher einer Sportveranstaltung in Deutschlandsberg ab. Die Langstreckentauglichkeit wurde am Tag darauf mit einer Sonderetappe ausgewählter Fahrzeuge zum malerisch gelegenen Bled in Slowenien erwiesen. Selbst der ausgiebige Genuss landestypischer Creme-Schnitten und die damit verbundenen Gewichtsschwankungen konnten der benötigten Reichweite bis zum Etappenziel am Abend nichts anhaben. Nach der eindrucksvollen Präsentation des weltumrundenden Katamerans „PlanetSolar“ am Abend zeigte sich Weißensee am nächsten Morgen von seiner schönsten Seite und garantierte Hollywood-reife Filmaufnahmen des minutengenauen Starts bei Bilderbuchwetter.
Nachdem Tüftler den letzten Espresso aus batteriebetriebenen Maschinen kredenzt hatten, ging es energiegeladen in jeder Hinsicht zur größten Herausforderung der Tour – der Bezwingung des Großglocknerpasses, die viele Fahrer noch mit einem Abstecher zum Gletscher an der Kaiser Franz-Josef-Höhe verschärften. Es galt mehr als 1.400 steile Höhenmeter zu erklimmen, die manch ein Fahrzeug an die technischen Grenzen brachte. Dank des beherzten Einsatzes eines Think-Fahrers, der bei einer Rettungsaktion sein Fahrzeug riskierte, blieb bei dieser Abenteueretappe niemand auf der Strecke. Auch längere Ladepausen wurden von den neugierigen Murmeltieren kommentarlos hingenommen. Bei dieser Etappe zeigte sich auch, dass der Ladezustand der Batterie in jeglicher Hinsicht relevant ist. Denn die Rekuperationsversuche der elektronischen Steuerung beim Bremsen können eine vollgeladene Batterie ganz schön ins Schwitzen bringen. Pfiffige Köpfe nutzten den Kühleffekt, den die Natur in dieser Höhe bietet.
Glimpflicher ging es bei der folgenden Etappe zu, da der Gerlospass durch eine Murenabgang bedingte Routenvariante entschärft wurde und die Weiterfahrt über Innsbruck und Landeck recht ereignislos verlief. Der wie auch an allen anderen Etappenorten herzliche Empfang in La Punt forcierte die Energierückgewinnung der Fahrer mit einem überbordenden Abend-Buffet. Gestärkt und begleitet vom Landesfernsehen brach die Expedition am nächsten Morgen zu einem weiteren Highlight auf: Die Erklimmung des Albula-Passes und anschließendem Abendziel in Arosa. Bei fürstlicher Bewirtung in luxuriösem Ambiente begeisterte der Hausherr mit den ehrgeizigen Ausbauplänen seiner bereits beeindruckenden Solaranlage.
Begeisterung ganz anderer Art erfuhren die Teilnehmer an den folgenden Tagen. Bei mehreren Stopps an Schulen galt es die zukünftige Generation von Elektromobilisten in einminütigen Pitches hinsichtlich Design und Innovation zu beeindrucken. Bevor die Teilnehmer in St. Gallen selbst kurzfristig zu Schülern in Materialkunde wurden, sorgte ein Abendstopp am Bodensee für Urlaubsfeeling. Auch der Vortrag des „Chargelocator“ Gründers über seine 80-tätige Fahrt um die Welt im Tesla Roadster weckte bei manch einem Sehnsucht nach der Ferne. Doch am Etappenziel Baden, in dem einige Teilnehmer in den Genuss einer Stadtführung auf Elektrorädern kam, war noch längst nicht Schluss.
Ein unvergessliches Erlebnis für die Teilnehmer wird die Parade am 6. Juli während des Zürifäscht bleiben: Flankiert von weiteren Emobilisten jeglichen Couleurs unternahmen sie mit 388 Fahrzeugen den schmunzelnderweise als längsten Elektroautostau bezeichneten Weltrekordversuch. Noch unklar ist, ob das Schlusslicht bildende deutsche Elektroboot, das von einem batteriebetriebenen Bus gezogen wurde auch in die Wertung einfließen wird. Auch wird darüber spekuliert, ob nicht schon alleine die Anzahl der Fahrzeuge aus der kalifornischen Elektroschmiede einen Rekord an sich darstellt.
Nach der Parade schlossen sich weitere Fahrer dem Kernteam der WAVE an und gingen auf die Tour der offenen Türen quer durch den Kanton Zürich. Atemberaubende Naturgewalten wurden bei dem letzten gemeinsamen Abend in Neuhausen am Rheinfall bestaunt und Erinnerungen an die gemeinsamen Tage mit einem gepflegten Glas Wein verankert, bevor die Expedition nach einem Besuch der Umweltarena in Spreitenbach dann Sonntagnachmittag ihr Finale in Küsnacht fand. Ein bisschen Wehmütigkeit machte sich nicht nur bei dem jüngsten, 9-Jahre alten Teilnehmer breit, hatten sich doch bestehende Freundschaften vertieft und neue gebildet.
Diese Expedition hat eines eindrücklich gezeigt: Offener Wettbewerb fördert die Entwicklung. Ladepausen bieten ausgiebig Raum zum Knüpfen neuer Kontakte und Tausch von Erfahrungen. Sie wurden auch zum Einholen von Tipps genutzt, die fallweise gleich mit einem schielenden Blick auf die Etappenwertungen umgesetzt wurden. Wenn es aber hart auf hart kommt, stellen echte Pioniere das Wohl der Gemeinschaft über den Erfolg des Einzelnen. Von diesem Engagement kann sich die Industrie ruhig zwei, drei Scheiben abschneiden!
Vereinzelt machte sich das Gerücht breit, dass während der WAVE Trophy revolutionäre Technologien undercover zum Einsatz kamen. Auch wurde von Spionen gemunkelt, die im Auftrag eines Black Hungarian Geheimnisse auskundschaften und an sich bringen sollten. Die Redaktion hält dies jedoch für reine Fiktion.